"Mama, bitte lass mich nicht alleine!" (Trennungsschmerz bei Kindern)

"Mama, bitte lass mich nicht alleine!" (Trennungsschmerz bei Kindern)

Abschiedsschmerz (emotionale Entwicklung)

Egal ob in der Kita, bei einem Playdate, oder einer Freizeitaktivität – Abschiedsschmerz kann dein Kind bei jeder Trennung spüren. Die Trennungsangst zeigt, dass du für dein Kind das Sicherheitsnetz bist. Du bist die Person, der es am meisten vertraut und die es am meisten braucht. Und da kann der Abschied eben schon mal schmerzen!

Es ist völlig normal, dass du mit deinem Kind mitleidest, oder auch mal genervt davon bist, weil du dringend losmusst. Denke daran, dein Kind ist ein hilfloses Wesen, voller Liebe für dich und braucht in dieser Phase der Angst und des Schmerzes, Begleitung. Es ist darauf angewiesen, dass ihm jemand aus diesem Gefühlszustand heraus hilft. Bis zum siebten Lebensjahr und auch darüber hinaus bei weiteren Übergängen, können diese Gefühle auftreten. Warum Trennungsangst aufkommt, kann verschiedene Gründe haben, es ist meist eine Wechselwirkung aus Folgenden.

Selbstbewusstsein deines Kindes: Selbstbewusste Kinder tun sich meist mit Abschieden leichter

Vorangegangene Trennungserfahrungen: Wenn dein Kind schon häufiger von dir getrennt war und die Erfahrung gemacht hat, dass du verlässlich wieder kommst fällt ihm der Abschied höchstwahrscheinlich etwas leichter

Beziehung zu Betreuungspersonen: Wenn dein Kind beim Abschied auf eine vertraute Bezugsperson zurückgreifen kann, gibt ihm das Sicherheit wodurch der Abschied auch leichter fallen wird

Empathie: Wenn dein Kind das Gefühl hat, du verstehst seine Gefühle, nimmst diese wahr und spielst sie nicht herunter, wird das vielleicht den Abschied für es schon leichter machen

Bekanntheit der Räumlichkeiten/des Umfelds: Wenn du dein Kind in einem vertrauten Umfeld abgibst, wird sich der Abschied wahrscheinlich einfacher gestalten

Allerdings kann es auch einfach an der Tagesform deines Kindes liegen, vielleicht hat es schlecht geschlafen, fühlt sich nicht wohl, oder es hat an diesem Tag eben ein ganz besonderes Bedürfnis bei dir zu sein.

Was kannst du aktiv tun?

Zeige deinem Kind echte Empathie, sprich mit ihm auf Augenhöhe. Benenne die Gefühle deines Kindes, so zeigst du ihm, dass du es siehst und seine Bedürfnisse ernst nimmst.

Ein Trostobjekt kann helfen, dies kann zum Beispiel eine persönliche Sache von dir sein, ein Schal der nach dir riecht, ein Armband oder Ähnliches. Es kann aber etwas gemeinsames Selbstgemachtes von euch sein, z.Bsp. ein bemalter Stein.

Bereite dein Kind transparent auf die Trennung vor erkläre ihm, dass du gehen wirst und was du anschließend machen wirst. Ziehe den Abschied nicht unnötig in die Länge, denn das wird auch den Trennungsschmerz von deinem Kind verlängern. Überlasse das Trösten einer Bezugsperson. 

Schaffe Vertrauen zu dem Umfeld und den Betreuungspersonen. Sprecht Zuhause über das Setting, wenn ihr wollt könnt ihr z.Bsp. Bilder davon malen und bei euch aufhängen.

Plane genug Zeit für den Abschied ein. Ein Abschied gelingt dann am besten, wenn er ohne Hektik und Stress ablaufen kann. Dein Kind merkt wenn du gestresst bist und das wird sich dann auf dein Kind übertragen.

Etabliert ein festes Abschiedsritual, z.Bsp. ein geheimes Zeichen, oder ein Kuss auf die Nase.

Schleiche dich nicht einfach davon wenn dein Kind gerade abgelenkt ist, es wird früher oder später bemerken, dass du weg bist. Dadurch wird sich dein Kind von dir im Stich gelassen fühlen, was sich wiederum negativ auf eure Vertrauensbasis auswirken wird.

Sag deinem Kind wohin du gehst und wann du wieder zurück sein wirst. Angaben wie „ich hole dich um 16 Uhr“ helfen deinem Kind dabei wenig. Aber du kannst ihm sagen „nach dem Mittagsschlaf hole ich dich wieder ab“. Das ist ein begreifbarer Zeitpunkt für dein Kind.

Selbst wenn du alle Punkte beachtet hast, kann es sein, dass dein Kind beim Verabschieden trotzdem weint. Es ist nicht das Ziel, das Weinen deines Kindes zu verhindern bzw. dass dein Kind seine Tränen/seine Trauer unterdrückt. Es ist nun mal traurig und darf dieser Traurigkeit auch Ausdruck verleihen. Mit den Tränen signalisiert dein Kind seinem Umfeld, dass es mit der Situation überfordert ist und deshalb Trost braucht. Meist hält die akute Trauerphase auch nicht lange an.

Bleibt der Trennungsschmerz jedoch über längere Zeit bestehen, gilt es genauer hinzuschauen. Auch wenn euer Kind nach dem Abholen, bedrückt bzw. traurig wirkt, sucht ein Gespräch mit dem jeweiligen Betreuungspersonal. 

Wenn bei jedem Abschied die Tränen kullern fragen sich Eltern oft, ob ihr Kind an einer Angststörung leidet. Diese Sorge ist in den meisten Fällen unbegründet. Der Trennungsschmerz verschwindet meistens dann, wenn dein Kind mit liebevoller Begleitung gelernt hat den Schmerz zu bewältigen. Wenn wirklich eine emotionale Störung mit Trennungsangst vorliegt sind die Ängste viel ausgeprägter und dauern über die typische Altersstufe hinaus.

Kinder, die von einer Angststörung betroffen sind leiden nicht nur beim Abschied für sie ist es beispielsweise auch eine riesige Herausforderung kurz alleine bzw. bei bekannten Personen ohne die Eltern zu bleiben. Auch das Einschlafen gestaltet sich oft als sehr schwierig, da sie die „Trennung“ von den Eltern am Abend nicht wollen. Der Trennungsschmerz zeigt sich dann auch nicht nur in Tränen, sondern auch mit Wutanfällen. Es können in manchen Fällen auch körperliche Beschwerden hinzukommen, wie beispielsweise Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen etc. Sollte das bei eurem Kind der Fall sein, könnt ihr das mit eurem Kinderarzt bzw. mit einem Kindertherapeuten besprechen.

Gebt eurem Kind und euch Zeit, Abschiede sind anfangs nie leicht und auch die müssen gelernt sein.

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