"Ich kann das aber nicht!" (Selbstzweifel bei Kindern)

"Ich kann das aber nicht!" (Selbstzweifel bei Kindern)

So kannst du das Selbstvertrauen deines Kindes stärken

„Ich kann das aber nicht!“ ein Satz der nicht selten fällt, ein Satz der ein Selbstvorwurf ist und als Elternteil oft sehr schmerzhaft zu hören ist. Denn Eltern wollen, dass ihre Kinder selbstbewusst sind, sich einiges zutrauen und offen und mutig durchs Leben gehen. Daher fragen sich Eltern, was die Ursachen für das mangelnde Selbstbewusstsein ihres Kindes sind. Vorab ist zu sagen, dass jedes Kind seine eigene Persönlichkeit hat und während es manchen Kindern leichter fällt, selbstbewusst ihren Alltag zu meistern, gelingt es anderen Kindern weniger leicht. Das Gute ist, Selbstbewusstsein kann erlernt und somit auch gefördert werden.

Ein gesundes Selbstbewusstsein ist einer der wichtigsten Grundlagen, die du deinem Kind mitgeben kannst. Denn selbstbewusste Kinder und später dann Erwachsene haben es meist leichter im Leben. Ihr Selbstvertrauen wird ihnen dabei helfen, die Herausforderungen des Lebens besser meistern zu können. Sie wissen, wer sie sind, sie kennen ihre Stärken und Schwächen und können diese auch akzeptieren.

Das Selbstbewusstsein ist nicht angeboren, sondern entwickelt sich im Laufe der Kindheit. Du hast also großen Einfluss darauf, wie viel Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen dein Kind besitzt.

Warum ist es so wichtig, dass dein Kind ein gesundes Selbstbewusstsein hat

  • Dein Kind wird so ohne Scheu und voller Neugier die Welt erkunden
  • Dein Kind wird sich leichter damit tun auf andere Kinder zuzugehen und Freundschaften zu schließen
  • Deinem Kind wird es leichter fallen für seine Bedürfnisse und Überzeugungen einzustehen
  • Dein Kind wird den Alltag besser bewältigen können
  • Dein Kind wird sich in einem neuen Setting schneller zurecht finden
  • Deinem Kind werden Übergänge leichter fallen
  • Dein Kind wird sich besser abgrenzen können 

Was kannst du tun, um das Selbstbewusstsein deines Kindes zu stärken?

Damit ein Kind Selbstbewusstsein entwickeln kann, muss es sich geliebt fühlen. Bereits im Kleinkindalter beginnen Kinder ein Selbstwertgefühl zu entwickeln. Das geschieht anfangs noch ganz unterbewusst. Das Selbstbewusstsein baut sich weiter über die Jahre auf, immer dann, wenn sich dein Kind wichtig und bedeutsam fühlt bzw. ihm dieses Gefühl vermittelt wird. Hierbei ist nicht gemeint, dein Kind übermäßig und für jede Tätigkeit zu loben, sondern vielmehr dein Kind mit seinen Gefühlen, Bedürfnissen und Wünschen wahrzunehmen und zu respektieren. Außerdem solltest du dein Kind in seinem Verhalten bestärken. Das ist nicht allein deine Aufgabe, das betrifft das gesamte Umfeld deines Kindes.

Hier nun ein paar Tipps für euren Alltag:

Echtes Lob: Wie bereits erwähnt ist es von großer Bedeutung, dass du dein Kind anerkennst. Dabei ist es aber wichtig, dass es authentisch ist. Übermäßiges Loben kann dazu führen, dass dein Kind sich überschätzt, was dazu führen kann, dass dein Kind eine Reihe von Misserfolgen erfahren wird, was wiederum stark an seinem Selbstbewusstsein kratzen könnte.

Fordere dein Kind, ohne es zu überfordern: Gebe deinem Kind kleine Aufgaben, worauf es anschließend stolz sein kann. Stolz erzeugt nämlich Selbstvertrauen, dank des Gefühls, etwas allein geschafft zu haben. Lobe dein Kind anschließend und bedanke dich dafür, dass es die Aufgabe erledigt hat. Wenn du merkst, dass dein Kind mit einer von dir gestellten Aufgabe überfordert ist, begleite die Aufgabe, meistert sie gemeinsam.

Nimm die Gefühle deines Kindes ernst: Wenn dein Kind traurig ist, oder sich weh getan hat, spiele es nicht herunter („ist doch jetzt nicht so schlimm, kein Grund zu weinen!“) und versuche auch nicht es von seinem aktuellen Gefühlszustand abzulenken. Stattdessen solltest du deinem Kind seine Gefühle spiegeln, auf es eingehen und über seine Emotionen sprechen. So wird dein Kind lernen, über seine eigenen Gefühle zu sprechen, außerdem wird es erfahren und lernen, dass es seine Gefühle äußern darf und es selbt sein darf.

Frage dein Kind nach seiner Meinung: Wenn dein Kind sich ernstgenommen fühlt gibt ihm das Vertrauen, dass seine Meinung zählt und geschätzt wird. Beziehe dein Kind auch in Entscheidungen, welche euren Familienalltag betreffen mit ein (Speiseplan für die Woche, Freizeitaktivitäten etc.). Frag es wie es Dinge findet und erlebt, rede nicht dagegen an.

Lass dein Kind laut sein: Der Alltag mit Kindern kann turbulent, laut und anstrengend sein. Aber Kinder müssen nicht leise sein, still sitzen, sich beherrschen. Kinder sind neugierig, sie wollen neue Dinge und sich selbst ausprobieren. Lass dein Kind toben, wild sein, seinem Drang nach Bewegung nachgehen. So wird dein Kind sich bestärkt fühlen, dass seine Wünsche und vor allem sein Verhalten akzeptiert werden.

Entschuldige dich: Es ist absolut menschlich, dass du auch mal etwas falsch machst, lauter als nötig wirst oder ungeduldig bist. Wichtig ist, dass du dich anschließend bei deinem Kind entschuldigst. So wird dein Kind lernen, dass jeder Mensch mal Fehler macht und dass man sich dafür entschuldigen kann.

Kritisiere sachlich:  Wenn du Kritik an deinem Kind äußerst, ist wichtig, dass du nicht persönlich wirst und somit nicht die Persönlichkeit deines Kindes kritisierst. Außerdem solltest du darauf achten, dass es in einem ruhigen Ton passiert, auch wenn du gerade wütend bist. Beruhige dich bevor du mit deinem Kind sprichst. Anstatt zu sagen „Es nervt mich, dass du so unordentlich bist“, sage lieber „Es wäre mir wichtig, dass du deine Spielsachen aufräumst.“

Stärke die Freundschaften: Der Kontakt zu Gleichaltrigen und das gemeinsame Spielen ist für dein Kind wichtig. Nicht jedes Kind tut sich leicht, eigenständig Freundschaften zu schließen, unterstütze es dabei(siehe Blogeintrag „Papa ich habe einen neuen Freund“/Thema Freundschaften). Außerdem kannst du Playdates arrangieren, oder mit deinem Kind ein passendes Hobby finden. Es wird deinem Kind helfen sich selbstbewusst und selbstwirksam zu fühlen.

Gib ihm Sicherheit: Die Familie soll der sichere Hafen für dein Kind sein, hier wird es wertgeschätzt, respektiert und geliebt. Es darf so sein, wie es ist und ist so genau richtig. Zeige deinem Kind, dass du immer für es da bist und es gerne dabei unterstützt, wenn es Hilfe möchte/einfordert .

Achtsamkeit deinem Kind gegenüber: Auch wenn es im hektischen Alltag oft schwierig ist, versuche deinem Kind immer die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Das Selbstwertgefühl deines Kindes entwickelt sich in erster Linie durch die Reaktionen, die es aus seiner direkten Umwelt bekommt. Wenn du gerade keine Zeit hast bzw. andere Dinge erledigen musst, dann ist es ganz wichtig, dass du das deinem Kind erklärst. Bespreche/Vereinbare mit deinem Kind einen späteren Zeitpunkt, an dem es dann deine ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt. Wenn dein Kind nur selten die ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt, wird es sich auf Dauer unwichtig und nicht ernst genommen fühlen.

Schlechte Laune ist erlaubt: Wie bei jedem Menschen wird es auch Tage geben, an denen dein Kind einfach schlechte Laune hat. Gestehe deinem Kind die schlechte Laune zu, mache ihm aber klar, dass er seine schlechte Laune nicht an anderen auslassen darf. Biete ihm eine Rückzugsmöglichkeit, wo es sich für sich sein kann. Lass dein Kind aber auch einfach im Alltagsgeschehen, wenn es zwar unter Menschen sein möchte, aber gerade keine Lust auf direkte Interaktion hat. Wenn du deinem Kind die schlechte Laune quasi verbieten willst, wird das zur Folge haben, dass dein Kind glauben wird, dass seine Gefühle nicht richtig sind und es diese nicht haben darf.

Lass dein Kind seine eigenen Grenzen setzen: Dein Kind hat ein Recht auf Privatsphäre und seine persönlichen Grenzen. Unterstütze es dabei. Im Alltag gibt es viele Situationen, in denen dein Kind seine Grenzen absteckt. Das kann dann sein, wenn es mit den Besuchs-Kindern seine Spielsachen nicht teilen will, der Tante kein Bussi geben will, bei einem Spiel nicht mitspielen möchte. Hier ist es wichtig von Fall zu Fall zu entscheiden, wie du interagieren wirst. Dein Kind will sein Spielzeug nicht teilen – am Besten besprichst du davor mit deinem Kind, welche Spielsachen es teilt welche nicht. Dein Kind will der Tante kein Bussi geben – das ist absolut in Ordnung und muss von allen akzeptiert werden (falls das nicht der Fall ist, unterstütze es unbedingt dabei!) Das wird zu Wirkung haben, dass deinem Kind es viel leichter fallen wird, „nein“ zu sagen und sich auch durchsetzen zu können.

Fehler sind richtig und wichtig: Die kindliche Entwicklung ohne Fehler ist zum einen gar nicht möglich, zum anderen wäre das auch fatal. Denn ein Fehler signalisiert deinem Kind „so geht es nicht, da muss es einen anderen Lösungsweg geben“, oder „das funktioniert noch nicht, das muss ich noch ein paar Mal üben“. Sie helfen somit deinem Kind die richtige Lösung zu finden. Fehler an sich, sind für ein Kind nichts Schlimmes. Beispielsweise ein Kleinkind, welches gerade das Laufen lernt, würde diese bei dem ersten gescheiterten Versuch aufhören es zu versuchen, könnten wir alle nicht laufen. Fehler werden für Kinder erst dann zum Problem, wenn sie dafür kritisiert werden. Denn das hat meist zur Folge, dass sie Angst davor bekommen Fehler zu machen. Und wenn man Angst hat, ist es ganz natürlich, dass man unsicher wird und sich nichts Neues zutraut. Deswegen ist es so wichtig, dass du dein Kind niemals für Fehler kritisierst, stattdessen solltest du es dazu motivieren noch einen Versuch zu starten. Gib ihm auch nicht die Lösung vor. So wird dein Kind einen entspannten Umgang mit Fehlern lernen. Es wird auf seine eigenen Fähigkeiten vertrauen und nicht gleich aufgeben.

Vergleiche niemals dein Kind: Jeder Mensch ist einzigartig, besitzt seine eigenen Stärken und Schwächen! Vergleiche führen meist dazu, dass man sich unterlegen, minderwertig und unzureichend fühlt – und das ist toxisch für das Selbstbewusstsein deines Kindes! Sätze wie „als deine Schwester so alt war wie du, konnte sie schon….“ solltest du keinen falls benutzen. Was jedoch der Entwicklung des Selbstbewusstsein unterstützen kann ist, wenn du dein Kind mit sich selbst vergleichst, bei positiven Entwicklungen. Du kannst ihm beispielsweise sagen „Schau mal, vor ein paar Wochen konntest du noch nicht allein Fahrrad fahren und jetzt klappt das so wunderbar. Das ist wirklich toll!“

Sei ein Vorbild: Wie fast immer ist es auch hier so, dass dein Kind sich viel von dir abschauen wird. Dein Kind spürt ganz genau, wenn du selbst ängstlich oder unsicher bist. Deswegen ist alles was dein Selbstbewusstsein stärkt auch hilfreich für dein Kind. Also schau auch auf dich und sei liebevoll zu dir selbst!

Dein Kind wird im Laufe seines Lebens mit hoher Wahrscheinlichkeit in Situationen kommen, die das Selbstbewusstsein erschüttern. Entscheidend ist daher es schon im Kindesalter zu stärken und zu festigen, um deinem Kind das Rüstzeug für später mitzugeben.

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